Freitag, der Dreizehnte. Für viele unserer Judoka das letzte Ferienwochenende der Oktoberferien. Doch nicht für Anna. Denn Annas jahrelange Hartnäckigkeit und hervorragenden Leistungen bei großen Turnieren haben sich ausgezahlt und Juan Ignacio Cuneo, der sächsische Landestrainer in Annas Altersklasse, hat sie zum Europa-Cup der Kadetten in Berlin nominiert. Heute ist es nun so weit. Zusammen mit anderen sächsischen Kadersportlerinnen und -sportlern tritt Anna die Reise in die Hauptstadt an.
Dank der Nähe zum Ziel fällt die sächsische Delegation recht groß aus: Zwei Busse füllt die Mannschaft. In Berlin angekommen werden als erstes die Hotelzimmer bezogen. Für die Ersten geht es an diesem Abend schon auf die Waage. Für Anna noch nicht, denn ihre Gewichtsklasse startet erst am Sonntag. Trotzdem ist sie schon voll und ganz im Turniermodus angekommen. „Dadurch, dass ich erst am Sonntag angetreten bin, konnte ich den gesamten Samstag nutzen, um das Feeling aufzunehmen“, erzählt Anna voller Freude. Ganz bis zum Ende können sie an diesem Tag allerdings doch nicht bleiben. Noch vor den Finalkämpfen müssen sie und ihre Teamkameraden zum Wiegen für den nächsten Tag.
Eigentlich war die Unterkunft richtig gut und auch die Betten sehr bequem. Doch an entspannten Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken. Viele Gedanken kreisten in Annas Kopf. Klar – sie hatte schon an einigen internationalen Turnieren teilgenommen und auch gut abgeschnitten. Aber ein EC ist noch mal eine ganz andere Hausnummer. Und dabei war eines immer präsent: Anna würde an diesem Sonntag als erste auf die Matte gehen.
Dann ist es endlich so weit. Ein bisschen Schlaf konnte Anna doch finden und so kann es am nächsten Morgen voller Elan in die Wettkampfhalle gehen. Ihre Familie ist nun auch mit dabei und will Anna natürlich bestmöglich unterstützen. Dann ertönt die Einlaufmusik. Annas Augen funkeln, als sie sich zurückerinnert: „Es war einfach gigantisch, zusammen mit den anderen Teilnehmern in die Halle einzulaufen!“ Kurz danach beginnt der Wettkampf und Anna steht ihrer Gegnerin aus der Schweiz auf Matte 4 gegenüber.
Es ist ein ausgeglichenes Duell. Der Schweizerin gelingt der erste Waza-ari. Doch Anna bleibt konzentriert bei der Sache. In der darauffolgenden Minute gelingt Anna der Anschluss. Mit einem Ko-uchi-maki-komi erzielt sie ebenfalls einen Waza-ari. Dieser Gleichstand hält sich bis zum Ende der offiziellen Kampfzeit und so geht es ins Golden Score. Beide Gegnerinnen schenken sich nichts. Die nächste Wertung holt den Sieg und damit auch den Verbleib im Turnier. Nach 1 1/2 Minuten Kampfzeit holt sich leider Annas Gegnerin diese Wertung für einen tiefen Seoi-nage. Damit war der Kampf und für Anna auch schon das Turnier etwas früher als erhofft beendet.
Traurig? Keineswegs! Klar, etwas enttäuscht ist Anna schon, denn immerhin hatte sie das Gefühl, dass sie den Kampf für sich hätte entscheiden können. „Ich bin einfach nicht so richtig mit ihrem Griff zurechtgekommen“, erklärt Anna. Stolz ist Anna trotzdem, insbesondere, weil viele ihrer Teamkameradinnen und -kameraden nicht so lange im Turnier durchgehalten haben. Das allein zeigt das hohe Niveau der Veranstaltung. Und ein Waza-ari bei einem EC bekommt man auch nicht einfach so geschenkt. „Es ist toll, dass ich es bis hierhin geschafft habe und freue mich schon darauf, wohin es noch gehen kann.“ Für diesen weiteren Weg wünschen wir alles Gute. Juan hat bereits angedeutet, dass eine Teilnahme am nächsten EC möglich sei.
Obwohl Anna noch ein wenig länger in der Hauptstadt blieb, konnte kaum die Rede von verlängerten Ferien sein: Im anschließenden Trainingslager konnte sie sich bei vielen Randoris noch weiter mit den Teilnehmern messen und wachsen. Nach einer knappen Woche in Berlin ging es dann endlich wieder zurück in die Heimat. Bei Anna hinterlässt der EC ein gutes Gefühl und sie freut sich schon auf die nächsten Turniere.