Am 23.03. war es soweit – der Thüringen-Pokal wurde in Bad Blankenburg ausgetragen. Zum mittlerweile 30. Mal trafen sich Nachwuchstalente der weiblichen U18 und U21 zu diesem international hochkarätig besetzten Turnier. Welchen Stellenwert das Turnier hat, kann man daran erkennen, wenn man sich anschaut, wer in der Vergangenheit zu den Platzierten gehörte. Nicht nur die deutschen Top-Athletinnen wie Anna-Maria Wagner und Miriam Butkereit standen bereits auf dem Siegerpodest, auch internationale wie Madeleine Malonga (FRA, aktuell Weltranglistenelfte -78 kg) und Jessica Klimkait (CAN, aktuell Weltranglistenzweite -57 kg) gehören dazu.
In diesem Jahr nahmen wieder über 400 Judoka aus 17 Nationen teil, darunter z.B. Usbekistan, Brasilien, Puerto Rico und Niederlande. Sehr zu Freude der Veranstalter waren erstmals seit fünf Jahren auch wieder Judoka aus dem Mutterland des Judo – Japan – vertreten. Auch am Start: unsere Anna Lorenz.
Für sie ging es bereits am Freitag nach Thüringen, denn die Waage bei so großen Turnieren findet in der Regel bereits am Vorabend statt. Nachdem die erste Hürde genommen und sie -63 kg eingewogen war, konnte sie essen und sich mental auf den Wettkampf vorbereiten.
Am Samstagmorgen startete der Wettkampf auch zeitiger als gewohnt. Die Erwärmung konnte Anna gemeinsam mit dem sächsischen Team absolvieren. Pünktlich um 8:30 Uhr begannen dann die Kämpfe auf sechs Matten. Da in der U18 in der -63 kg-Klasse 41 Teilnehmerinnen gemeldet waren, begann diese auch als eine der ersten. Durch ein Freilos stand Anna direkt in Runde 2, wo sie einer Niederländerin gegenüberstand. Durch einen Gegendreher im Stand ging Anna mit Waza-Ari in Führung und konnte durch eine Tate-Shiho-Gatame im Anschluss den Kampf gewinnen. Ein sehr guter Start in den Tag! Im nächsten Duell wartete niemand geringeres als die amtierende Deutsche Meisterin –63 kg Sara-Tamar Wolsfeld aus Düsseldorf. Gegen ihre starken Sode-Tsurikomi-Goshis hatte Anna leider nicht viel entgegenzusetzen und verlor mit Waza-Ari-awasete-Ippon. Danach war Daumendrücken für Wolsfeld und Warten angesagt, ob Anna noch die Chance erhalten würde, in der Trostrunde anzutreten. Denn was für so große Turniere ebenfalls typisch ist: anstelle eines Doppel-KO-Systems, bei dem ein verlorener Kampf sofort in die Trostrunde führt, kam ein KO-System mit doppelter Trostrunde zur Anwendung. Nur diejenigen, die gegen die Poolsiegerinnen (=Halbfinalistinnen) unterlegen waren, erhalten eine zweite Chance. Die Düsseldorferin enttäuschte nicht – sie war in allen folgenden Kämpfen erfolgreich und sicherte sich am Ende des Tages in einem souverän geführten Finale sogar die Goldmedaille.
Aber zurück zu Anna. Nachdem in der Trostrunde ihre Gegnerin zunächst ausgekämpft werden musste, stand fest, dass sie Selina Rautenberg aus Niedersachsen gegenüberstehen würde. Nach einem ersten Austausch von Hüfttechnik-Angriffen beider arbeitete Anna in der ersten Bodensituation eine Festhalte heraus, aus der sich ihre Gegnerin aber nach sieben Sekunden befreien konnte. Anschließend kam es weiter zum Schlagabtausch im Stand, in dem die Döbelnerin immer wieder gute Angriffe startete, die Rautenberg mit Ura-Nage kontern wollte. Während einem dieser Konter setzte Anna nach ihrem initialen O-Soto-Gari zum Ko-Uchi-Makikomi um, der mit vollem Punkt belohnt wurde. Im nächsten Kampf wartete erneut eine Niederländerin. Beide schenkten sich nichts, griffen immer wieder mit guten Techniken im Stand an. Eine Unachtsamkeit nach gut zwei Minuten Kampfzeit reichte der Niederländerin, um zunächst mit Waza-Ari für Uchi-Mata in Führung zu gehen und schließlich mit Mune-Gatame (Variante der Yoko-Shiho-Gatame) zu siegen. Später sicherte sich die Niederländerin sogar noch Platz 3. Für Anna war der Wettkampf hingegen beendet. Trotzdem stand nach vier Kämpfen, von denen sie zwei gewinnen konnte, ein 9. Platz zu Buche.
Was sagt sie denn selbst dazu? „Mein Ziel [Platz 7, Anmerkung Red.] rückte näher, nachdem ich meinen ersten Kampf gewonnen hatte. Ich bin stolz auf mich, es soweit geschafft zu haben. Aufgrund des doch sehr hohen Niveaus dieses Wettkampfes bin ich auch mit Platz 9 zufrieden. Ich bin auf jeden Fall mega glücklich.“ Wir sind auch stolz auf dich, Anna! Wer nur gegen zwei der späteren Podestplatzierten verliert, muss sich auf keinen Fall verstecken.
Wer die Kämpfe alle nochmal selbst nachverfolgen möchte, findet den Livestream der Matte 5 sowie alle anderen Matten auch auf YouTube. Um nicht alle 10 Stunden schauen zu müssen, hier die Zeiten zu Annas Kämpfen: Kampf 1, Kampf 2, Kampf 3, Kampf 4.